Der Fall des Derg-Regimes; Eine Studie zur Revolution und Transformation Äthiopiens unter der Führung von Hailemariam Desalegn

blog 2025-01-06 0Browse 0
Der Fall des Derg-Regimes; Eine Studie zur Revolution und Transformation Äthiopiens unter der Führung von Hailemariam Desalegn

Die Geschichte Äthiopiens ist reich an politischen Umbrüchen, sozialen Transformationen und dem unaufhörlichen Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung. Einer der prägendsten Momente in diesem komplexen Mosaik war der Sturz des Derg-Regimes im Jahr 1991. Dieses Ereignis, das die langjährige Herrschaft eines autoritären Militärrats beendete, ebnete den Weg für eine neue demokratische Ära und markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes.

Um dieses komplexe Geschehen zu verstehen, müssen wir einen Blick auf den Kontext werfen: Äthiopien war seit Jahrzehnten von politischen Instabilitäten geprägt. Der Zweite Weltkrieg und die italienische Besatzung hatten tiefe Wunden geschlagen. Nach dem Krieg kämpfte das Land mit ethnischen Spannungen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

In diesem Klima der Unsicherheit übernahm 1974 eine Gruppe junger Offiziere, bekannt als Derg (Amharisch für „Rat“), die Macht. Sie versprachen soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Gleichheit und nationale Einheit. Doch ihre Herrschaft entwickelte sich schnell zu einer brutalen Militärdiktatur.

Das Derg-Regime unterdrückte jegliche Opposition mit Gewalt, führte Massenhinrichtungen durch – bekanntestes Beispiel ist der Roten Terror – und vernichtete traditionelle Lebensformen und kulturelle Werte. Die wirtschaftlichen Reformen erwiesen sich als ineffektiv, und Äthiopien versank weiter in Armut.

Gegen dieses Unrecht formierte sich Widerstand. Der Tigray People’s Liberation Front (TPLF) im Norden des Landes kämpfte an der Spitze einer breiteren Bewegung gegen das Derg-Regime. Andere ethnische Gruppen schlossen sich dem Kampf an, darunter die Eritrean People’s Liberation Front (EPLF), die sich für die Unabhängigkeit Eritreas einsetzte.

Die Aufstände wurden immer stärker. Nach Jahren des Guerillakriegs gelang es den Rebellen im Jahr 1991, Addis Abeba einzunehmen und das Derg-Regime zu stürzen.

Hailemariam Desalegn spielte eine bedeutende Rolle in diesem historischen Prozess. Als Politiker der Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front (EPRDF), einer Koalition aus verschiedenen ethnischen Gruppen, war er maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt, die zum Sturz des Derg führten. Desalegn diente später als Ministerpräsident Äthiopiens von 2012 bis 2018 und war damit ein wichtiges Bindeglied zwischen der alten autoritären Ordnung und dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft.

Die Folgen des Falls des Derg-Regimes waren tiefgreifend. Die neue Regierung etablierte eine föderale Struktur, die die Rechte ethnischer Minderheiten stärken sollte. Ein demokratisches System wurde eingeführt,

und Äthiopien begann, sich international zu öffnen. Dennoch blieben Herausforderungen bestehen: Armut, politische Instabilität und soziale Spannungen prägten weiterhin das Land.

Die Herausforderungen der Transformation:

Der Fall des Derg-Regimes war ein Triumph für die äthiopische Bevölkerung, doch die anschließende Transformation erwies sich als komplex und voller Herausforderungen.

  • Ethnische Spannungen: Äthiopien ist ein multiethnisches Land mit einer langen Geschichte von Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen. Die föderale Struktur, die nach dem Fall des Derg eingeführt wurde, sollte diese Spannungen entschärfen. Allerdings führte sie in einigen Regionen zu neuen Konflikten und Separatismusbestrebungen.
  • Wirtschaftliche Entwicklung: Äthiopien kämpfte nach dem Sturz des Derg mit massiver Armut.

Die Regierung ergriff Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung, die zu einem gewissen Wachstum führten. Dennoch blieb eine große Zahl der Bevölkerung von den Fortschritten ausgeschlossen.

  • Demokratisierungsprozesse: Der Aufbau demokratischer Institutionen erwies sich als langwierig und kompliziert. Korruption, Mangel an Rechtsstaatlichkeit und Einschränkungen der Pressefreiheit blieben weiterhin Problempunkte.

Fazit:

Der Fall des Derg-Regimes war ein Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens. Er ebnete den Weg für eine neue demokratische Ordnung und ermöglichte eine Transformation des Landes. Dennoch stehen Äthiopien nach wie vor große Herausforderungen bevor.

Die Bewältigung ethnischer Spannungen, die Förderung wirtschaftlicher Entwicklung und der Ausbau demokratischer Strukturen sind weiterhin entscheidende Aufgaben für die Zukunft Äthiopiens.

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